Behandlung Lumbalkanalstenose
Die Wirbelsäule ist das zentrale und tragende Konstruktionselement des menschlichen Körpers. Sie umhüllt und schützt das Rückenmark und die im Wirbelkanal liegenden Nerven und verleiht gleichzeitig dem Rumpf seine Beweglichkeit. Wie jeder bewegliche Körperteil kann auch die Wirbelsäule mit zunehmendem Alter Verschleisserscheinungen aufweisen. Am häufigsten treten solche degenerativen Veränderungen an der Lendenwirbelsäule auf. Eine der häufigsten Veränderungen ist die lumbale Spinalstenose (Einengung des Wirbelkanals). Angesichts der sich verändernden Altersstruktur der Bevölkerung wird diese mit dem steigenden Anteil der Menschen über 65 Jahre mit zunehmender Häufigkeit diagnostiziert. Daneben steigt auch die Erwartungshaltung der Patienten – trotz alterstypischer Probleme streben immer mehr ältere Menschen eine optimale Lebensqualität bei hohem Aktivitätsniveau an. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die stetig steigende Zahl der Behandlungen aufgrund von lumbaler Spinalstenose.
Symptome
Die Verengung führt dazu, dass die Nerven nicht ausreichend Raum haben, um unter physiologischen Belastungen normal funktionieren zu können. Passiert dies im unteren Teil der Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule), kommt es je nach Körperhaltung und Belastung zu Symptomen im Gesäss, in den Beinen und den Füssen. Zu den einschlägigen Symptomen gehören Schmerzen, Gefühlsstörungen (Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen etc.), Kontrollverlust über die Muskulatur (Lähmungserscheinungen) oder auch Krämpfe.
Menschen mit Lumbalstenose leiden typischerweise unter einer Einschränkung der Gehfähigkeit, der sogenannten Claudicatio spinalis. Nach einer kurzen Gehstrecke setzen die oben erwähnten Beschwerden ein, so dass die Betroffenen anhalten müssen. Das Vornüberbeugen des Oberkörpers bringt eine Linderung der Schmerzen. Daher können Menschen mit Lumbalstenose oft beschwerdefrei Fahrrad fahren, müssen jedoch beim Gehen immer wieder anhalten, sich setzen, in die Hocke gehen oder sich z. B. beim Einkaufen auf dem Einkaufswagen abstützen.
Ursachen
Die Spinalstenose im unteren Rücken (Lumbalstenose, Lumbalkanalstenose) ist ein Sammelbegriff für morphologische Veränderungen unterschiedlichster Pathogenese. Man unterscheidet angeborene, raumforderungsassoziierte, entzündliche und traumatische Einengungen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle liegt jedoch eine abnützungsbedingte Verengung des Spinalkanals vor. Durch Verdickung der Bänder zwischen den Wirbelbögen, arthrotisch vergrösserte Wirbelgelenke und Verknöcherungen (sogenannte Spondylophyten) wird der Spinalkanal konzentrisch eingeengt.
Diagnose
Die Diagnose einer Spinalstenose wird nach Zusammenschau der Beschwerden und der radiologischen Untersuchungen gestellt. Als Untersuchungsmethode eignet sich hierfür am besten die Kernspintomographie (Magnetic Resonance Imaging) der Lendenwirbelsäule. Damit lassen sich die Nervenstrukturen, Nervenhüllen, Wirbelgelenke, Bänder und zum Teil auch die knöchernen Strukturen darstellen. Nach sorgfältiger Analyse können anhand dieser Informationen Aussagen über die Art und das Ausmass der Spinalstenose getroffen werden. Dies hilft bei der Festlegung der am besten geeigneten Therapieoption. Zusätzliche radiologische Untersuchungen, z. B. konventionelle Röntgenbilder, liefern weitere Hinweise auf allfällige Deformitäten, wie Skoliose, Wirbelgleiten, Wirbelkörperdeformierungen, oder über eine mögliche Instabilität.
Konservative Behandlung
In Abhängigkeit vom Grad der Einengung und vom Ausmass der Beschwerden wird ein Therapieplan erstellt. Bei milden Symptomen wird zunächst eine medikamentöse Behandlung (Schmerzmittel, Entzündungshemmer) eingeleitet, die durch eine Physiotherapie (am ehesten passive Massnahmen, Dehnungsübungen etc.) ergänzt werden kann. Zusätzlich wird sehr häufig eine epidurale Infiltration (z. B. Sakralblock) durchgeführt. Bei der Sakralblockade werden Corticosteroide und ein Lokalanästhetikum unter Bildwandlerkontrolle (Röntgen) in den Spinalkanal verabreicht. Die günstige Wirkung des Sakralblocks kann bis zu mehrere Monate anhalten.
Operative Behandlung
In fortgeschrittenen Fällen mit erheblicher Einengung des Spinalkanals helfen die oben erwähnten konservativen Massnahmen nur vorübergehend, wenn überhaupt. In solchen seltenen Situationen wird ein operatives Vorgehen empfohlen.
Abb. 1 – 2 (präoperativ) und Abb. 3 – 4 (postoperativ) zeigen MRI-Bilder der Lendenwirbelsäule. Zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel (L4 / L5) ist ein Wirbelgleiten und eine hochgradige Spinalstenose (Pfeil) ersichtlich. Die Einengung auf Höhe L3 / L4 ist weniger ausgeprägt.
Abb. 3 – 4 zeigen MRI-Bilder nach der Dekompressionsoperation. Zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel (L4 / L5) ist weiterhin ein Wirbelgleiten ersichtlich, aber die Spinalstenose ist nicht mehr vorhanden (Pfeil). Durch die Operation konnte die Einengung auch auf Höhe L3 / L4 beseitigt werden.
Bei der Operation wird der Spinalkanal erweitert, indem das überschüssige, Richtung Spinalkanal gewachsene Gewebe entfernt wird. Besteht zusätzlich eine abnorme Beweglichkeit in dem betroffenen Segment der Wirbelsäule (Instabilität) oder eine erhebliche Deformität, wird die Entlastung (Dekompression) durch eine Versteifung (Spondylodese) ergänzt. Als Operationstechniken stehen an unserer Klinik mehrere Methoden zur Entlastung des Spinalkanals zur Verfügung:
- Klassische, offene Methode
- Mikrochirurgische Methode mit dem Operationsmikroskop
- Über einen einseitigen («Over-the-top»-Dekompression) oder einen beidseitigen Zugang
Aus anatomischen Gründen kommen jedoch nicht in jedem Fall alle der genannten Operationstechniken infrage. Welche Technik im Einzelfall am besten geeignet ist, legt jeweils der Operateur fest.
Nachbehandlung und Rehabilitation
Mehrheitlich können die Patienten drei bis vier Tage nach einer lumbalen Entlastungsoperation nach Hause gehen, die Beschwerden sind in der Regel nach sechs Wochen verschwunden.