Gelenkerguss – ein Fallbeispiel

Ab und zu stellt die Diagnostik eines Gelenkergusses eine Herausforderung dar. Dies verdeutlicht der Fall eines 69-jährigen Patienten, der an unsere orthopädische Abteilung mit Ersuchen um Behandlung einer aktivierten Kniegelenkarthrose überwiesen wurde.

Der Patient klagte seit ca. 35 Jahren (!) über wiederkehrende Knieschwellungen mit teilweise spontaner Rückbildung; hingegen standen die Schmerzen beim Gehen eher im Hintergrund. Trotz mehrmaliger Gelenkpunktion wurde nie eine Untersuchung der Gelenkflüssigkeit durchgeführt. Abgesehen von schwellungsfreien wandernden Gelenkschmerzen in den Händen, den Füssen und auch im anderen Kniegelenk fühlte sich der Patient nach eigenen Angaben wohl und befand sich in einem sehr guten Allgemeinzustand. Die Entzündungszeichen im Blut waren leichtgradig erhöht: CRP 25 mg/l (Referenz < 5 mg / l), BSR 39 mm / h; Referenz < 20 mm / h). Im Gelenkpunktat war die Zellzahl deutlich erhöht (9300 / mm ³) und deutete damit auf eine Entzündung hin. Es wurden weder Kristalle noch Mikroorganismen nachgewiesen. In der weiterführenden Untersuchung des Punktats mittels molekularbiologischer Methoden wurde jedoch das seltene Bakterium Tropheryma whipplei gefunden.

Es handelt sich dabei um den Erreger einer infektiösen Multisystem-Erkrankung, welche häufig den Verdauungstrakt, die Lymphknoten, die Gelenke sowie teilweise auch das Nervensystem befallen kann und häufig Allgemeinsymptome, z. B. Gewichtsverlust und Fieber, verursacht. Der Befund bei unserem Patienten wurde mittels entsprechender Methoden auch in der Dünndarmschleimhaut bestätigt, was angesichts fehlender Symptome des Verdauungstrakts überraschend war. Eine potenziell gefährliche Beteiligung des Nervensystems konnte mittels einer Punktion der Rückenmarksflüssigkeit ausgeschlossen werden. Nach insgesamt zwölfmonatiger antibiotischer Behandlung ist der Gelenkerguss nie mehr aufgetreten, die Gelenkschmerzen an den anderen Lokalisationen gingen ebenfalls zurück und die Entzündungsparameter im Blut normalisierten sich. Dieser Fall verdeutlicht, dass bei unklaren Fällen eine weiterführende, differenzierte Diagnostik sinnvoll ist: Nicht bei jeder Gelenkschwellung im Alter handelt es sich um eine aktivierte Arthrose.

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