Behandlung Therapeutische Infiltration an der Wirbelsäule

Die Infiltration bezeichnet eine nichtchirurgische Schmerztherapie zur Behandlung von Rückenschmerzen und/oder Nervenwurzelschmerzen.

Epidurale Infiltrationen an der Lendenwirbelsäule

Die epidurale Steroidinjektion an der Wirbelsäule ist eine nichtchirurgische Schmerztherapie zur Behandlung lumbaler Rückenschmerzen und/oder Nervenwurzelschmerzen.

Eine typische Indikation dafür ist der akute Bandscheibenvorfall mit Druck auf eine Nervenwurzel und dadurch ausgelöste Nervenschmerzen (umgangssprachlich als «Ischiasschmerz» bezeichnet) oder die lumbale Spinalkanalstenose. Mit der epiduralen Steroidinfiltration gelingt es in vielen Fällen, eine Operation zu umgehen, oder den Schmerz bis zum chirurgischen Eingriff gut zu lindern. Gute und rasche Erfolge lassen sich auch bei akuten lumbalen Rückenschmerzen erzielen. Es handelt sich um ein sicheres ambulantes Verfahren, das wir seit 1993 regelmässig erfolgreich anwenden.

Epidurale interlaminäre Infiltration
Epidurale interlaminäre Infiltration: Die Nadel wird von hinten zwischen 2 Dornfortsätzen in den Spinalkanal vorgeschoben, ohne die Hirnhäute zu durchstechen. Die korrekte Nadelposition wird mit Kontrastmittel überprüft, im Bild zu sehen als schmaler schwarzer Streifen der sich nach oben ausbreitet

Wirkmechanismus

Bei der epiduralen Steroidinfiltration wird ein Medikamentengemisch bestehend aus Kortison, lokalem Betäubungsmittel und/oder Kochsalzlösung in den Epiduralraum injiziert. Der Epiduralraum ist ein in der Wirbelsäule gelegener schmaler Raum mit Fettgewebe und Blutgefässen ausserhalb des Duralsackes. Der Duralsack umschliesst das Rückenmark und die Nervenwurzeln.

Kortison wird als entzündungs- und schmerzhemmendes Medikament eingesetzt. Meist sind bei Rückenschmerzen und Nervenwurzelschmerzen chemische und/oder mechanische Entzündungsprozesse beteiligt. Durch die Verringerung der Entzündung nehmen auch die Schmerzen ab. Das lokale Kortisondepot (durch Injektion) wird in der Regel viel besser vertragen als Kortisontabletten. Lokale Betäubungsmittel (z. B. Lidocain) sind kurz wirksame schmerzblockierende Substanzen, die zusätzlich noch lokal vorhandene, schmerzauslösende Entzündungen verdünnen.

 

Epidurale interlaminäre Infiltration
Epidurale interlaminäre Infiltration: Ein Bandscheibenvorfall (blaue Ausbuchtung) demonstriert die Einengung des Spinalkanales mit Verdrängung der Nervenwurzeln. Die lokale Entzündung ist rot markiert. Die Spitze einer Hohlnadel wird von hinten zwischen 2 Dornfortsätzen der Wirbelkörper in den Kanal vorgeschoben, ohne die Hirnhäute zu durchstechen. Die blauen Pfeile demonstrieren die Ausbreitung des Medikamentengemisches

Diagnostischer Sakralblock

Der Sakralblock ist ein wertvolles Diagnoseinstrument, um herauszufinden, ob verengende Strukturen beim Spinalkanal oder bei den Nervenabgängen die Ursache für die Beschwerden sind. Nach klinischer Beurteilung und bildgebenden Verfahren mittels Röntgenbildern, CT (Computertomografie) oder MRI (Magnetresonanztomografie) geht es um die Sicherstellung der Diagnose. Dafür eignet sich der Sakralblock.

Fazettengelenksinfiltrationen

Die Fazettengelenke

Fazettegelenke sind paarige Zwischenwirbelgelenke, die Verbindungen zwischen benachbarten Wirbelkörpern herstellen. Eine Arthrose dieser Gelenke ist meist sehr schmerzhaft und führt abhängig von der Lokalisation zu Nacken- oder zu lumbalen Rückenschmerzen. Die Fazettengelenke der Brustwirbelsäule sind selten betroffen. Am Schmerzprozess spielen meist noch andere schmerzauslösende Faktoren (z. B. Muskelverhärtungen) eine Rolle.

Fazettengelenksinfiltration an der Lendenwirbelsäule
Fazettengelenksinfiltration an der Lendenwirbelsäule: Die Zwischenwirbelgelenke sind als leicht schräg stehende Streifen (ein heller mittig der dem Gelenksspalt entspricht und 2 dunklere an den Seiten) abgebildet, die leicht versetzt übereinanderstehen. Die Spitze der Hohlnadel befindet sich im Gelenkspalt des untersten Gelenkes. Die korrekte Nadelposition wird mit Kontrastmittel überprüft und ist in diesem Bild als schwarzer Streifen im Gelenkspalt erkennbar.

Diagnostische Infiltration

Unter Umständen gelingt es mit der körperlichen Untersuchung und der Bilddiagnostik (Röntgen, MRI und CT) nicht, exakt festzustellen, von welchem Gelenk oder von welchen Gelenken die Schmerzen ausgehen. Diese Frage muss vor einem eventuellen chirurgischen Eingriff beantwortet werden. Durch gezielte Injektion von lokalem Betäubungsmittel (das nur einige Stunden wirkt) wird das Gelenk für kurze Zeit «blockiert» oder ruhiggestellt. Von grosser Bedeutung ist die genaue Beobachtung der Schmerzen während der ersten Stunden nach der Intervention. Diese Methode hilft uns, die schmerzauslösenden Gelenke besser einzugrenzen und so die beste Behandlung anzubieten.

Therapeutische Infiltration

Bei der therapeutischen Infiltration wird ein Gemisch aus Lokalanästhetikum und Kortison in das Gelenk gespritzt. Durch die Kortisonwirkung wird die schmerzhafte Reizung für längere Zeit gelindert oder komplett beruhigt. Die begleitende Physiotherapie mit dem Schwerpunkt des gezielten Muskelaufbaus wirkt in den meisten Fällen zusätzlich unterstützend.

Fazettengelenksinfiltration
Fazettengelenksinfiltration: Die Arthrose im Facettengelenk ist eingekreist. Die Hohlnadel befindet sich am hinteren unteren Pol im Gelenkspalt. Die Pfeile demonstrieren die Ausbreitung des Medikamentes

Periradikuläre Infiltrationen an der Lendenwirbelsäule

Die periradikuläre Therapie (PRT)

Die periradikuläre Therapie ist eine nichtchirurgische Schmerztherapie (durch Infiltration) zur Behandlung von Nervenwurzelschmerzen an der Hals- oder an der Lendenwirbelsäule. Ein Druck auf die Nervenwurzel z. B. durch einen Bandscheibenvorfall führt in den meisten Fällen zu starken Schmerzen im Arm oder im Bein. Die Schmerzausstrahlung ist abhängig von der betroffenen Nervenwurzel. Nervenschmerzen im Bein werden umgangssprachlich als «Ischiasschmerz» bezeichnet.

Erfahrungsgemäss lassen sich Nervenwurzelschmerzen häufig mit herkömmlichen Schmerzmedikamenten nur unzureichend lindern. Mit der periradikulären Therapie gelingt es in vielen Fällen eine Operation zu umgehen oder den Schmerz bis zum chirurgischen Eingriff gut zu lindern.

Wirkmechanismus

Bei der periradikulären Therapie wird die unter Druck stehende Nervenwurzel mit einer Medikamentenmischung aus Kortison und lokalem Betäubungsmittel (z. B. Lidocain) umspült. Diese werden mit einer dünnen Nadel in unmittelbarer Nähe des Nervs injiziert. Kortison wird als entzündungshemmendes Medikament eingesetzt. Bei Nervenwurzelschmerzen sind chemische und/oder mechanische Entzündungsprozesse beteiligt. Durch die Verringerung dieser Entzündung nehmen auch die Schmerzen ab.

Ablauf der Infiltrationen

Infiltrationen werden in der Schulthess Klinik in modern ausgerüsteten Interventionsräumen  durchgeführt. Die Spitze einer sehr dünnen Hohlnadel wird dabei unter Durchleuchtung bis in die betreffende Stelle vorgeschoben. Die korrekte Nadelposition wird mit Kontrastmittel sichergestellt. Anschliessend wird das Medikamentengemisch injiziert.

Weil sehr dünne Nadeln verwendet werden, ist die Betäubung des Injektionskanals meist nicht erforderlich. Von den meisten Patienten wird die Infiltration nicht oder als nur leicht schmerzhaft wahrgenommen.

Nach der Infiltration

Im Anschluss an die Infiltration verbringen Sie – abhängig von der angewendeten Technik und Ihrem Befinden – zur Überwachung von Blutdruck und Sauerstoffsättigung kurze Zeit im Behandlungszentrum oder im Warteraum. Danach können Sie das Spital verlassen. Sie sollten unmittelbar nach der Intervention kein Fahrzeug lenken. Am Tag der Infiltration verzichten Sie bitte auch auf schwere körperliche Tätigkeiten und Sauna- oder Schwimmbadbesuche.

 

Risiken und Komplikationen

Die epidurale Infiltration, Fazettengelenksinfiltrationen und die periradikuläre Therapie sind sichere Behandlungen, die in der Schulthess Klinik seit 1993 mehrmals täglich nur von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. In all den Jahren sind keine schweren Komplikationen aufgetreten, insbesondere keine Komplikationen mit bleibenden Störungen oder Schäden.

Kurzzeitige Störungen, ausgelöst durch das Lokalanästhetikum oder das Steroid sind möglich, meist gering und falls erforderlich gut behandelbar. Z. B. durch Lokalanästhetikum ausgelöster Schwindel oder durch Kortison erhöhter Blutzucker, erhöhter Blutdruck, Schlafstörungen, Gesichtsröte. Alle Symptome dauern in der Regel Stunden bis wenige Tage an.

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