Intraartikuläres Osteoid-Osteom (IAOO) Gutartiger Knochentumor an der Hüfte
Wie aus einem vermeintlichen femoroacetabulären Impingement (FAI) ein intraartikuläres Osteoid-Osteom (IAOO) (gutartiger Knochentumor) wurde.
Ein 18-jähriger Patient kam mit Verdacht auf ein FAI der linken Hüfte in unsere Klinik. Der junge Mann beschrieb typische Symptome wie zunehmende Belastungsschmerzen bei «Stop-and-Go»- Sportarten und Bewegungseinschränkungen. Das FAI entspricht einer anatomischen Besonderheit im Hüftgelenk. Beschrieben wird damit ein Anstossen zwischen dem Schenkelhals und der Gelenkpfanne, welches zum frühen Verschleiss des Gelenks führen kann. Rechtzeitig erkannt ist es möglich, durch entsprechende Verhaltensmassnahmen oder sogar einen operativen Eingriff am Gelenk einer Degeneration entgegenzuwirken.
Das Hüftimpingement kann angeboren sein oder im Rahmen einer Entwicklungsstörung des Gelenks entstehen. Die Diagnose ist anhand konventioneller Röntgenaufnahmen nicht immer eindeutig zu stellen. Deswegen erfolgt die definitive Diagnostik meist mittels eines speziellen MRI (mit Kontrastmittel), womit auch Schäden an Knorpel und Labrum gezeigt und quantifiziert werden (Abb.1).
Bei der klinischen Untersuchung des jungen Patienten zeigte sich eine für das FAI typische eingeschränkte Beweglichkeit, und die konventionellen Röntgenbilder wiesen ebenfalls auf ein FAI hin. Ein mitgebrachtes MRI zeigte jedoch eine für ein FAI unüblich stark ausgeprägte Entzündungsreaktion im Knochen, der Gelenkschleimhaut und des Knorpels. Zusätzlich beschrieb der Patient zunehmende Nachtschmerzen, welche in diesem Ausmass beim FAI nicht gesehen werden.
Die ungewöhnliche klinische Präsentation und ein bei uns durchgeführter Aspirin-Test, der eine vollständige Schmerzreduktion zeigte, begründete deshalb den Verdacht auf ein intraartikuläres Osteoid-Osteom (IAOO), welches die Symptome eines FAI nur imitierte und mithilfe einer Computertomografie nachgewiesen wurde. Aufgrund der Lokalisation des IAOO entstand möglicherweise eine Konturveränderung des vorderen Schenkelhals-Oberschenkelkopf-Übergangs, die zu einer Impingement-Situation führte.
Ein Osteoid-Osteom (OO) ist ein gutartiger Knochentumor, der am häufigsten im Alter von 10 bis 30 Jahren auftritt und wegen typischer Nachtschmerzen und radiologischer Veränderungen in den meisten Fällen nicht schwer zu diagnostizieren ist. Ein wegweisender Test ist die Einnahme von Aspirin, was vorübergehend zu einem deutlichen Rückgang der Symptome führt. Zur Diagnose führt man heute neben konventionellem Röntgen eine Computertomografie durch, welche die knöchernen Veränderungen am besten darstellen kann. Als Therapie der Wahl gilt eine möglichst wenig invasive Entfernung des sogenannten Nidus, der die Grösse von 1,5 Zentimetern im Durchmesser kaum überschreitet. Ein OO im Hüftgelenk ist selten. Zudem ist die Diagnose dort erschwert, da die Symptome weniger spezifisch und auch radiologische Veränderungen aufgrund der besonderen Knochenstruktur im Hüftgelenksbereich weniger eindeutig sind.
Obwohl in der Literatur der letzten Jahre minimal invasive Behandlungen von IAOO wie CT gesteuerte Ausbohrung, Arthroskopie sowie Entfernung durch Hochfrequenz-, Laser- oder Thermosonden beschrieben wurden, wählten wir ein offenes Vorgehen, da die im MRI sichtbare stark ausgeprägte Entzündungsreaktion im Gelenk und die Knorpelveränderungen besser mittels offener Chirurgie zugänglich sind.
Der intraoperative Befund bestätigte die Richtigkeit unseres Vorgehens. Ein adäquates Debridement wäre aufgrund des Ausmasses und der Lokalisation der Entzündungsreaktionen minimal-invasiv nicht möglich gewesen. Im Anschluss an die Versorgung zeigte sich schnell ein Rückgang der Beschwerden, nach fünf Wochen war der Patient beschwerdefrei und konnte das Bein wieder voll belasten.