Belastungsabhängiges Kompartmentsyndrom
Eine 43-jährige Patientin beklagt seit über zehn Jahren bei Belastung auftretende Schmerzen im anterioren und anterolateralen Bereich des linken Unterschenkels. Insbesondere beim zügigen Gehen, Joggen, Velofahren und Skifahren kommt es nach fünf Minuten zu stärksten Schmerzen. Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich eine Druckempfindlichkeit entlang der vorderen und lateralen Muskelloge des linken Unterschenkels. Klinisch eher gespannte Verhältnisse im Seitenvergleich.
Im Rahmen einer weitergehenden Abklärung wird belastungsabhängig der intrakompartimentelle Druck der betreffenden Logen gemessen. Daraus ergeben sich deutlich erhöhte Druckwerte auf der linken Seite im Vergleich zur Gegenseite. Die Diagnose eines belastungsabhängigen Kompartmentsyndroms der linken anterioren sowie lateralen Unterschenkel-Muskelloge gilt somit als gesichert. Es wird die Indikation für eine entlastende endoskopische Logenspaltung gestellt.
Bei der Operation werden über zwei kleine Inzisionen direkt über den betreffenden Muskellogen am Unterschenkel kniegelenksnah eine Kamera sowie eine Spezialklinge eingeführt, um die gespannte Abgrenzung der Loge, die Unterschenkelfaszie, nahezu in ihrer gesamten Länge unter Sicht zu spalten.
Nach der Operation kann die Patientin nach Beschwerdemassgabe voll belasten. Schon bald kann sie nach gesicherter Wundheilung in die Mehrbelastung übergehen. Die vorher bestehenden Schmerzen nimmt sie nicht mehr wahr. Auch sportliche Aktivitäten wie Joggen und Velofahren sind wieder problemlos möglich.
Das belastungsabhängige Kompartmentsyndrom ist eine Problematik, die häufig nicht erkannt wird. Durch einen minimalinvasiven Eingriff können die meistens jahrelang bestehenden Beschwerden angegangen werden.