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Sinnvolle Bildgebung bei Schulter- und Ellbogenverletzungen

Mögliche Verletzungen an Schulter oder Ellbogen sind vielfältig. Umso wichtiger ist eine sorgfältige Diagnose, um den Patienten richtig zu versorgen. Welche initiale Bildgebung ist sinnvoll? Welche Röntgenaufnahmen braucht es, um keine Verletzung zu verpassen? Wann sind MRI- oder CT-Aufnahmen nötig? Dieser Praxistipp ist eine Wegleitung, die sowohl im Hausarztalltag hilft, den Fall von Anfang an richtig einzuschätzen, als auch allfälligen folgenden Spezialisten, die nötigen weiteren Schritte aufzugleisen.

Die Vielfalt der Verletzungen an Schulter und Ellbogen verlangt unterschiedliche Abklärungsverfahren. Für die Auswahl der entsprechenden Diagnose-Verfahren sind eine Mindestkenntnis der zu erwartenden Verletzung eine Voraussetzung. Die Anamnese und eine klinische Untersuchung sind wegweisend für die weitere zu wählende Diagnostik. Verletzungen der knöchernen Strukturen an der oberen Extremität werden primär radiologisch abgeklärt.

Schulterverletzungen

Basisdiagnostik mit Röntgen in mindestens 2 Ebenen

Das konventionelle Röntgen in mindestens 2 Ebenen stellt die Basisdiagnostik bei der Abklärung der proximalen Humerusfraktur dar. Die Traumaserie hat sich durchgesetzt und beinhaltet eine True-ap-Aufnahme Y oder axiale Aufnahme.

Die True-ap-Aufnahme wird mit einer Oberkörperdrehung von 30 Grad zur untersuchten Seite durchgeführt. Dadurch lässt sich der Humeruskopf und das Glenoid überlappungsfrei mit gutem Blick in den Gelenkspalt darstellen (Abb. 1).

Die Y-Aufnahme entsteht senkrecht zur ap-Aufnahme. Hierbei lässt sich die Abkippung des Kalottenfragmentes oder eine Dislokation darstellen (Abb.2).

Röntgenbilder proximale 3-Fragmenthumerusfraktur true-ap und y
Abb. 1 und 2: proximale 3-Fragment-Humerus-Fraktur. In der Y-Aufnahme zeigt sich keine Dislokation, sprich Abkippung des Kalottenframentes . Das Kalottenfragment steht auf dem Humerusschaft und zentriert sich korrekt auf die Gelenkspfanne.

Die axiale Aufnahme zeigt im Vergleich zur y-Aufnahme weniger Überschneidungen der knöchernen Konturen. Bei akuten Verletzungen ist aber die Aufnahme erschwert, da der Arm in 60 bis 90 Grad abduziert werden muss (Abb. 3).

Röntgenbild proximale 3-Fragment-Humerus-Fraktur axial
Abb. 3: axiale Aufnahme
3 Röntgebilder hintere Luxationsfraktur Schulter
Abb. 4: An diesem Beispiel soll die Wertigkeit einer guten radiologischen Bildgebung gezeigt werden. In der ap-Aufnahme lässt sich der Gelenkspalt nicht frei einsehen und schon dies ist hoch verdächtig auf eine hintere Luxation; hier noch begleitet von einer Fraktur. In der Y-Aufnahme bestätigt sich dann die hintere Luxationsfraktur. Beachten Sie die «leere» Gelenkspfanne und den nach hinten gerichteten Kopf.

Weiterreichende Bildgebung wie Computertomografie

Eine weiterreichende Bildgebung wie die Computertomografie inklusive 3-D-Rekonstruktion kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn es darum geht zu entscheiden, ob die knöcherne Verletzung konservativ oder operativ behandelt werden soll.

3D-Rekonstruktion Luxationsfraktur Schulter
Abb 5. und 6 : Luxationsfraktur mit nicht dislozierter Glenoidrand-Fraktur und dislozierter Tuberculum-majus-Fraktur

Ellenbogenverletzungen

Röntgen, MRI, CT – je nach Fall

Frakturen am Ellenbogengelenk gehören auch in 2 Ebenen abgeklärt. Eine Röntgenaufnahme in der ap- und seitlichen Projektion sind zu fordern. Hiermit lassen sich die häufigsten Frakturen darstellen. Radiuskopffrakturen, Olecranon-Frakturen und distale Humerusfrakturen.

MRI-Untersuchungen kommen bei ligamentären Verletzungen zum Einsatz und sind dann zu fordern, wenn der hochgradige Verdacht auf Verletzungen der Kapselbandstrukturen besteht.

2 Röntgenbilder Condylus-radialis-Fraktur mit freiem osteochondralem Flake in der Fossa coronoidea
Abb. 7: Condylus-radialis-Fraktur mit freiem osteochondralem Flake in der Fossa coronoidea
CT-Untersuchung mit 3-D-Rekonstruktion, Resektion des Radiuskopfes
Abb 8: Die CT-Untersuchung mit 3-D-Rekonstruktion erlaubt wie hier an diesem Beispiel gezeigt, die Schwere der erlittenen Verletzung abzuschätzen. Dies ist hilfreich für die zu planende Operationsstrategie.

Wie an diesem Beispiel (Abb. 8) dargestellt zeigt sich eine mehrfragmentäre Radiuskopf-Fraktur, welche letztendlich zur Resektion des Radiuskopfes führte, da sie nicht rekonstruierbar war. Die intraoperative Darstellung zeigt die mehrfragmentäre Radiuskopffraktur.

Eine junge Patientin erlitt eine Ellbogenluxation, welche geschlossen in Narkose reponiert wurde. Die Bildgebung nach der Reposition zeigt keine strukturellen ossären Läsionen (Abb. 9).

Eine klinische Untersuchung der Stabilität in Narkose ist zu fordern, wurde jedoch unterlassen und die Patientin mit einer hinteren Gipsschiene nach Hause entlassen.

Röntgenbilder Ellbogenluxation
Abb. 9: Ellbogenluxation nach Reposition

Bei der Vorstellung in unserer Klinik zeigte sich eine erhebliche Weichteilverletzung und in Kenntnis der Vorgeschichte und des klinischen Befundes bestand der hochgradige Verdacht auf eine komplexe ligamentäre Kapselbandverletzung. Die Indikation zur notfallmässigen MRI-Untersuchung des Ellbogens wurde gestellt.

Die komplex erlittene kapsuloligmantäre Verletzung wurde in den axialen frontalen und sagitalen Schnittbildern bestätigt. Sowohl die Flexoren als auch die Extensoren waren abgerissen; zudem waren die medialen und lateralen Kapselbandstrukturen verletzt, was in einem hochinstabilen Gelenk resultierte (Abb. 10).

Die Verdachtsdiagnose einer komplexen Kapselbandläsion konnte bestätigt werden, welche dann zur Stabilisierungsoperation führte.

MRI-Bilder Kapselbandläsion Ellbogen
Abb. 10:
Links: ulnohumerale Inkongruenz, Flexoren-/Extensoren-Abriss
Mitte: LUCL-Ruptur, MCL-Ruptur
Rechts: radiocapitelläre Instabilität, posterolaterale Rotationsinstabilität (PLRI)

Fazit für die Praxis

Die Anamnese und die klinische Untersuchung bei Schulter- und Ellbogenverletzungen sind wegweisend für die zu wählende Bildgebung.

Zusatzbildgebungen wie CT und MRI sind für spezielle Fragestellungen vorbehalten. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn zusätzliche Informationen gewonnen werden sollten, welche die Therapie dann beeinflussen.

 

Autor: Dr. med. Fabrizio Moro, Stv. Chefarzt Schulter- und Ellbogenchirurgie