Behandlung Sportverletzungen des kindlichen oder jugendlichen Kniegelenkes

In den letzten Jahren haben Verletzungen am Kniegelenk bei Kindern und Jugendlichen zugenommen. Eine mögliche Ursache dafür könnte eine erhöhte sportliche Aktivität und eine frühere Spezialisierung im Sport sein. Zu den möglichen Verletzungen am Kniegelenk gehören der Kreuzbandriss, die Meniskusverletzung, eine Knorpelverletzung und die Patellaluxation.

Kreuzbandriss

Ein Kreuzbandriss am kindlichen Knie kommt generell selten vor. Jedoch nehmen Bandverletzungen in dieser Altersgruppe, aufgrund der immer intensiveren sportlichen Belastung vor allem im Kontaktsport, zu. Das Kreuzband ist ein immens wichtiger Stabilisator des Kniegelenkes. In manchen Fällen kann bei einer inkompletten Ruptur ein spontanes Zusammenwachsen beobachtet werden. Bei einer kompletten Ruptur und langfristig instabilem Kniegelenk sollte die Indikation für eine Operation eher grosszügig gestellt werden. Ein instabiles Kniegelenk kann bei jungen Menschen zu Sekundärschäden führen (Meniskusrupturen, Knorpelschäden). Der Zeitpunkt und die Operationstechnik richten sich nach dem Entwicklungsstadium des Kindes oder Jugendlichen und müssen individuell entschieden werden.

Die Operation kann minimalinvasiv durchgeführt werden. Manchmal kann das Kreuzband genäht werden. Es muss aber meistens durch ein eigenes Sehnentransplantat (Hamstrings) ersetzt werden. Im Anschluss beginnt die Rehabilitation in enger Zusammenarbeit mit der Physiotherapie. In dieser Zeit muss eine Sportpause eingehalten werden. Zeigt sich in den Nachkontrollen ein guter Fortschritt, also gute Muskulatur und ein stabiles Gelenk, kann in den meisten Fällen nach 9 bis 12 Monaten mit Kontaktsportarten wieder begonnen werden. Die Sonderform des Eminentiaausrisses wird, beim jüngeren Kind, je nach Dislokationsgrad entweder konservativ mit Gips oder operativer Refixierung des Fragments behandelt.
Verletzung des hinteren Kreuzbandes sind sehr selten. Seitenbandverletzungen werden meist konservativ behandelt.

MRI eines Kniegelenkes mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes
MRI eines Kniegelenkes mit einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes
Blick in das Kniegelenk bei einer Arthroskopie; hier zeigt sich ein gerissenes und vernarbtes vorderes Kreuzband
Blick in das Kniegelenk bei einer Arthroskopie; hier zeigt sich ein gerissenes und vernarbtes vorderes Kreuzband
Blick in das Kniegelenk bei einer Arthroskopie, mit dem rekonstruierten Kreuzband (es zieht von unten rechts nach oben links)
Blick in das Kniegelenk bei einer Arthroskopie, mit dem rekonstruierten Kreuzband (es zieht von unten rechts nach oben links)

Meniskusverletzungen

Meniskusverletzungen bei Kindern sind deutlich seltener als bei Erwachsenen. Eine typische Ursache für traumatische Meniskusverletzungen ist die Verdrehung des Kniegelenkes unter Belastung. Skifahren oder Fussball sind beispielsweise Sportarten mit einem erhöhten Risiko. Akute, verletzungsbedingte Meniskusrisse äussern sich durch Schwellung sowie Schmerzen oder Blockaden vor allem bei Dreh- und Beugebewegungen des Kniegelenkes. Die Behandlungsoptionen sind vergleichbar mit den der Erwachsenen. Liegt tatsächlich eine Meniskusverletzung vor, kann diese meistens arthroskopisch versorgt werden. Sehen wir eine Möglichkeit, den Meniskus zu erhalten, dann wird dieser genäht. Damit das verletzte Knorpelgewebe heilen kann, muss es je nach Rissform durch eine Schiene vor zu viel Bewegung und durch Krücken vor zu viel Belastung für 4 bis 6 Wochen geschützt werden. Kontaktsportarten müssen nach einer Meniskusnaht für circa 6 Monate ausgesetzt werden. Eine Sonderform stellt der Scheibenmeniskus dar. Hierbei handelt es sich um eine angeborene fehlerhafte Meniskusform, statt halbmondförmig ist er scheibenförmig. Dies führt eher selten zu Problemen, kann aber zu einem störenden Schnappphänomen führen. Auch diese Fehlform kann bei Beschwerden mittels Gelenkspiegelung korrigiert werden.

MRI mit einem komplexen Riss des hinteren medialen (inneren) Meniskus
MRI mit einem komplexen Riss des hinteren medialen (inneren) Meniskus
Scheibenmeniskus im aussenseitigen Kniebereich
Scheibenmeniskus im aussenseitigen Kniebereich

Patellaluxation

Bei der Patellaluxation springt die Kniescheibe aus dem Lager und dann meistens spontan zurück, selten verklemmt sie sich ausserhalb des Kniegelenks. Meist wird das Erstereignis traumatisch bedingt. Bei einem Erstereignis wird das betroffene Knie ruhiggestellt und anschliessend physiotherapeutisch behandelt. Wenn rezidivierende (wiederkehrende) Luxationen auftreten, sind bei Versagen der konservativen (physiotherapeutischen) Therapie eventuell operative Eingriffe angezeigt. Hierbei kommen sowohl weichteilige wie auch knöcherne Eingriffe oder auch eine Kombination aus beiden infrage.

  MRI nach einer Kniescheibenluxation, auf der Innenseite sind die Bänder gerissen und gezerrt, die Kniescheibe hat ein Ödem und im Kniegelenk befindet sich viel Flüssigkeit
MRI nach einer Kniescheibenluxation, auf der Innenseite sind die Bänder gerissen und gezerrt, die Kniescheibe hat ein Ödem und im Kniegelenk befindet sich viel Flüssigkeit

Osteochondritis dissecans

Die Ursache der Osteochondritis dissecans ist multifaktoriell und der Pathomechanismus noch nicht gänzlich geklärt. Das repetitive Trauma spielt eine wesentliche Rolle, häufig sind sportlich aktive Kinder und Jugendliche betroffen. Hormonelle, vaskuläre oder Erbfaktoren können als mögliche Ursache eine Rolle spielen. Die Schmerzen sind belastungsabhängig, im Spätstadium kann es zu Blockaden kommen. Das MRI ist die beste Untersuchung, um das Stadium zu beurteilen und somit das therapeutische Vorgehen zu entscheiden. Meistens handelt es sich zunächst um eine konservative Therapie mit Schonungsmassnahmen und Sportkarenz von 6 Wochen bis 3 Monate. Diese Entscheidungen müssen individuell erfolgen. Zu den operativen Therapien in schweren Stadien gehören die retrograde (knorpelschonende) Anbohrung, arthroskopische- oder offene Refixation. Ist dies nicht möglich, kann bei kleinen freien Gelenkskörpern die Entfernung ausreichen. Bei grösseren Defekten kommen Rekonstruktionen infrage. Grundsätzlich gilt, dass die Prognose bei jüngeren Patienten mit offenen Wachstumsfugen besser ist als nach Fugenschluss.

Am Femur (Oberschenkelknochen) zeigt sich auf der Innenseite eine Osteochondritis dissecans
Am Femur (Oberschenkelknochen) zeigt sich auf der Innenseite eine Osteochondritis dissecans
MRI des gleichen Kniegelenks
MRI des gleichen Kniegelenks
Retrograde Anbohrung der Osteochondrosis dissecans
Retrograde Anbohrung der Osteochondrosis dissecans
MRI drei Monate nach der Operation
MRI drei Monate nach der Operation