Pseudoarthrose nach nicht erkannter Talusfraktur

Im November 2008 stellt sich in unserer fusschirurgischen Sprechstunde ein damals knapp 22-jähriger schlanker und sportlicher Patient vor. Er berichtet von einem Motorradsturz im August 2004. Hierbei erlitt er eine Verletzung im Bereich des rechten Sprunggelenkes.

Die erste auswärtig gestellte Diagnose nach erfolgter klinischer und konventionell radiologischer Untersuchung lautet: «Prellung und Bandverletzung im Bereich des rechten Sprunggelenkes». Die Behandlung erfolgt bezogen auf die Diagnose in typischer Art und Weise mit einer stabilisierenden Schiene für das obere Sprunggelenk und Physiotherapie zur Mobilisierung, Stabilisierung und Kräftigung.

Aufgrund anhaltender Schmerzen, insbesondere bei längeren Gehstrecken, aber auch bei gewöhnlicher Belastung im Alltag, wird Anfang 2005 eine MRI-Untersuchung durchgeführt. Diese zeigt einen Bruch des Sprungbeins (=Talus) im Bereich des rechten Sprunggelenkes. Dieser Bruch ist jedoch nicht verheilt, es hat sich eine Pseudarthrose gebildet.

Weitere Untersuchungen werden durchgeführt, um die Vitalität des Knochens (=Durchblutungssituation) und den genauen Bruchverlauf zu beurteilen. Die durchgeführte 3-Phasenskelettszintigraphie zeigt eine gute Durchblutungssituation des Sprungbeins. Eine Knochennekrose (=abgestorbener Knochen) zeigt sich nicht. Eine ergänzende Computertomographie, die eine genaue  Beurteilung des Knochens zulässt, zeigt die bekannte pseudarthrotische Situation mit kleineren zystischen Strukturauflockerungen im Randgebiet der Fraktur.

Die Voraussetzungen erscheinen trotz des langen Bestehens der Pseudarthrose gut für ein operatives Vorgehen, so dass wir mit dem Patienten die Möglichkeit einer Operation mit guten Erfolgsaussichten besprechen. Der Patient fühlt sich deutlich eingeschränkt bei alltäglicher und sportlicher Belastung mit ständigen Schmerzen beim Gehen und Stehen, so dass er zur Verbesserung seiner Lebensqualität, auch in Anbetracht des jungen Alters, den operativen Eingriff durchführen lassen möchte.

Im Rahmen einer allgemeinen Narkose erfolgt von vorne, leicht nach innen versetzt der operative Zugang zum oberen Sprunggelenk, um das Sprungbein darzustellen. Die pseudarthrotische Region wird aufgesucht und von dazwischen liegendem Bindegewebe befreit und die Knochenflächen angefrischt, so dass sich gut durchbluteter Knochen zeigt. Ergänzend wird Spongiosa aus dem gleichseitigen Fersenbein entnommen. Es werden dann zwei Zugschrauben eingebracht, die die beiden Knochenstücke aneinander ziehen und komprimieren.

Intraoperative Röntgenaufnahmen nach dem Einbringen der Zugschrauben

Nach der Operation wird der Patient mit einem Unterschenkelstiefel für acht Wochen versorgt und darf in dieser Zeit nur an zwei Unterarmgehstöcken mit einer maximalen Belastung von 15 kg laufen. Mit Bewegungsübungen im Bereich des oberen Sprunggelenkes wird bereits zwei Wochen nach der Operation begonnen. Acht Wochen nach dem Eingriff erfolgt die Durchführung einer Computertomographie zur genauen Beurteilung des Heilungsverlaufes. In der Sprechstunde wird der Befund anhand der Aufnahmen mit dem Patienten besprochen. Diese zeigen eine vollständige knöcherne Durchbauung des ehemaligen Bruchspaltes.

Nach diesem positiven Resultat darf der Patient unter angelegtem Stiefel mit der Belastung beginnen. Wird eine schmerzfreie und sichere Vollbelastung durchgeführt, kann der Stiefel abgelegt werden und ein guter Schuh mit stabiler Sohle getragen werden. Eine Physiotherapie wird verordnet. Ein Jahr nach der Operation erfolgt eine Einjahreskontrolle in unserer Sprechstunde. Der Patient ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis und kann den Fuss uneingeschränkt belasten. Auch sportliche Aktivitäten können durchgeführt werden.

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