Belastungsinduziertes Logensyndrom (Kompartmentsyndrom) des Grosszehen-Spreizer-Muskels Ein Fallbeispiel aus der Fusschirurgie

Ein Patient suchte uns wegen starker Schmerzen an der linken Fusssohle beim Joggen auf. Ursache war ein Logensyndrom, auch Kompartmentsyndrom genannt, des Grosszehenspreizer-Muskels. Erfahren Sie im folgenden Fallbeispiel, wie wir zur Diagnose kamen und wie wir dem Patienten mit einer Operation helfen konnten.

Der 48 Jahre alte Patient stellte sich bei uns in der Sprechstunde der Fusschirurgie vor. Er berichtete, dass er seit einiger Zeit, hauptsächlich bei sportlichen Aktivitäten (Joggen), unter starken Schmerzen im Bereich seiner linken Fusssohle leide. Die Beschwerden würden sich eher auf der Innenseite manifestieren. Schuh-Einlagen, welche ihm aufgrund einer Knick-Senkfuss-Deformität vor einigen Jahren verschrieben worden seien, würden die Beschwerden verstärken und seien beim Sport nicht tolerierbar. Die Beschwerden würden während des Sports an Intensität derart zunehmen, dass er längere Jogging-Strecken nicht mehr absolvieren könne. Die Schmerzcharakteristik beschrieb er dabei ähnlich wie einen starken Muskelkater. 

Unauffälliger klinischer und radiologischer Untersuchungsbefund 

In der körperlichen Untersuchung präsentierte sich ein 48 Jahre alter Mann mit normalem Ernährungs-Zustand und sportlichem Habitus. Im Bereich des linken Fusses zeigte sich eine Knick-Senkfuss Deformität. Schwellungen, Rötungen oder Entzündungszeichen konnten wir nicht feststellen. Die während des Joggens auftretenden Beschwerden konnten wir im Rahmen der klinischen Untersuchung nicht provozieren. Die Untersuchungsbefunde der grossen Sehnen, insbesondere der Tibialis posterior-Sehne, präsentierten sich indolent. Es gab keinen Hinweis auf eine neurologische Ursache der Beschwerden. 

Sowohl Röntgenaufnahmen des linken Fusses als auch MRI-Bilder zeigten unauffällige, regelrechte Verhältnisse. 

2 MRI-Bilder des Musculus abductor hallucis
Darstellung des Musculus abductor hallucis im MRI (Pfeil). Hier zeigen sich unauffällige Muskelstrukturen und regelrechtes umliegendes Bindegewebe.

Logen-Druckmessung zur Diagnose eines Logensyndroms

Aufgrund des unauffälligen klinischen und radiologischen Untersuchungsbefundes vermuteten wir bei typischer Anamnese das Vorliegen eines belastungsinduzierten Logensyndroms (Kompartmentsyndrom) des Grosszehenspreizer-Muskels (Musculus abductor hallucis). Um die Diagnose zu bestätigen, rieten wir dem Patienten daher zu einer Logen-Druckmessung. Dabei werden über kleine Nadeln Druckunterschiede im entsprechenden Muskelbereich gemessen; die Unterschiede werden dabei zwischen dem Ruhezustand und dem sportlichen Aktivitätszustand erhoben. Es zeigte sich ein ausgeprägt erhöhter Unterschied des Muskellogen-Drucks, welcher die oben beschriebene Verdachtsdiagnose bestätigte. 

Operative Spaltung der Muskelloge 

Aufgrund des eindeutig ausgefallenen Logendruckmess-Ergebnisses empfahlen wir dem Patienten letztendlich eine operative Spaltung der Muskelloge des Grosszehenspreizers, um den eingeschnürten Muskel zu entlasten. Diese konnten wir über eine ca. 4 cm lange Hautinzision an der Innenseite des Fusses durchführen. 

Fuss mit angezeichnneter Schnittstelle
Markierung der Hautinzision für die operative Spaltung der Muskelloge

Die Nachbehandlung beinhaltete das Tragen eines Verbandschuhs mit 15 kg Teilbelastung für 3 Wochen postoperativ. Im Anschluss erfolgte dann der schrittweise Aufbau der Belastung bis hin zur Vollbelastung unter physiotherapeutischer Begleitung. 6 Wochen postoperativ konnte der Patient in normalen Konfektionsschuhen laufen.

Wieder uneingeschränkt joggen

5 Monate postoperativ ist er im Alltag und beim Sport vollkommen beschwerdefrei, joggen kann er jetzt uneingeschränkt. Die präoperativen Beschwerden sind zu keinem Zeitpunkt mehr aufgetreten. Der Patient ist mit dem operativen Eingriff zufrieden